GREEN DEAL
Der von der Europäischen Kommission im Dezember 2019 veröffentlichte Europäische Green Deal verpflichtet Europa dazu, seine Anstrengungen zu verstärken, um den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur unter 1,5 °C zu halten. Dies ist der von der Wissenschaft angegebene Schwellenwert, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Die EU-Kommission will Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen und strebt an, dass bis 2050 keine Nettoemissionen von Treibhausgasen mehr entstehen. Eines der Hauptziele des Green Deal ist die Umwandlung der EU in eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft.
Die nachstehende Grafik veranschaulicht alle politischen Maßnahmen, Initiativen und Kommunikationsaktivitäten im Zusammenhang mit dem Europäischen Green Deal.
Der Green Deal befasst sich mit dem Bauwesen als einem der Schlüsselthemen für den ökologischen Wandel, da 40 % des Energieverbrauchs und 36 % der energiebedingten Treibhausgasemissionen auf Gebäude entfallen.
Grafik: Construction Products Europe
Die Europäische Union unterstreicht die Bedeutung der
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Förderung der Langlebigkeit und Kreislauffähigkeit von Produkten
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Verdoppelung der Renovierungsrate zur Beschleunigung der energetischen Sanierung
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verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien
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Anreize für die Mitgliedstaaten zur Senkung der Emissionen in Gebäuden
INITIATIVE FÜR NACHHALTIGE PRODUKTE (SPI)
Die SPI (Sustainable Products Initiative) ist ein wichtiger Bestandteil des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (CEAP – Circular Economy Action Plan). Als Hauptmaßnahme wird die Initiative den Geltungsbereich der Ökodesign-Richtlinie ausweiten und ergänzende Gesetzesvorschläge zur Regelung von Nachhaltigkeitsaspekten von Produkten festlegen wie Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparaturmöglichkeiten. Dazu zählen außerdem das Vorkommen von gefährlichen Chemikalien, die Energie- und Ressourceneffizienz, recycelte Inhalte, Wiederaufbereitung sowie CO2- und Umwelt-Fußabdrücke.
EPPA unterstützt eine klare Bewertung und Kommunikation über die Nachhaltigkeit von Produkten. Für Bauprodukte wird diese Bewertung gemäß EN15804 durchgeführt und muss immer im Kontext des jeweiligen Gebäudes betrachtet werden. Daher unterstützt EPPA die Einführung der Nachhaltigkeitsbewertung nach EN15804 in den rechtlichen Rahmen der Bauproduktenverordnung (BauPVO). Die BauPVO ist das geeignete Rechtsinstrument für eine solche Bewertung, und Überschneidungen mit anderen Rechtsvorschriften, wie der Ökodesign-Richtlinie, müssen vermieden werden.
RENOVIERUNGSWELLE
Die Renovierungswelle zielt darauf ab, Mio. von Gebäuden zu renovieren. Die Renovierungsrate soll in den nächsten zehn Jahren auf mind. 2 % erhöht werden. Weitere Ziele sind, die Wirtschaft in Zeiten des Aufschwungs anzukurbeln, den Europäern bessere Häuser zur Verfügung zu stellen und den Plan der Klimaneutralität 2050 zu unterstützen.
EPPA und seine Mitglieder unterstützen die Initiative, die darauf abzielt, die Qualität und die Renovierungsrate des europäischen Gebäudebestands zu verbessern, um dessen Energieeffizienz zu erhöhen.
Der Austausch eines alten Fensters durch ein neues Kunststoff-Fenster mit 2- oder 3-fach-Verglasung ist die kosteneffizienteste Einzelmaßnahme zur energetischen Sanierung. Der Austausch eines alten Fensters aus den 1980er Jahren gegen ein neues Kunststoff-Fenster kann die Energieeinsparungen um bis zu 75 % erhöhen. Somit könnten durch den Fenstertausch leicht mehr als 15 % des gesamten Heizbedarfs des bestehenden europäischen Gebäudebestands eingespart werden. [1]
Die Erhöhung der Renovierungsrate von Gebäuden auf 2 % pro Jahr wird dazu führen, dass viele Fenster ersetzt werden müssen. Heute sind in Europa etwa 650 Mio. Kunststoff-Fenster im Bestand. Mit der zu erwartenden höheren Renovierungsrate werden jährlich Mio. von Kunststoff-Fenstern für das Recycling zur Verfügung stehen und einen nachhaltigen Rohstoff für neue Fenster liefern.
Der Green Deal hat das Potenzial, unsere kreislauforientierte Wertschöpfungskette zu unterstützen, indem er das Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsleistung und die Gesetzgebung für energieeffiziente Gebäude, Sanierungen und kreislauforientierte Geschäftsmodelle schärft.
CHEMIKALIENSTRATEGIE FÜR NACHHALTIGKEIT
Die Chemikalienstrategie für Nachhaltig legt Maßnahmen fest, um Chemikalien durch ihre Gestaltung sicher und nachhaltig zu machen. Die Initiative soll sicherstellen, dass Chemikalien all ihre Vorteile entfalten können, ohne Mensch und Umwelt zu schädigen. Gleichzeitig fördert die Kommission die Verwendung von Sekundärrohstoffen, den Aufbau von ungiftigen Materialkreisläufen und Innovationen in industriellen Produktionsprozessen. EPPA stimmt zu, dass das Wissen über das Vorhandensein von besonders besorgniserregenden Stoffen während des gesamten Lebenszyklus von Materialien und Produkten wichtig ist.
Es besteht die Notwendigkeit, die Anforderungen entlang der Wertschöpfungskette zu harmonisieren (Abfall-, REACH- und Produktvorschriften). Die nachhaltigste Lösung sollte auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Bewertung und harmonisierter Kriterien ermittelt werden.
VERBINDUNG ZWISCHEN RENOVIERUNGSWELLE UND CHEMIKALIENSTRATEGIE FÜR NACHHALTIGKEIT
Die Kunststoff-Profilindustrie unterstützt die Umsetzung beider Initiativen, um durch die Verringerung des Energie- und Rohstoffverbrauchs die Auswirkungen auf das Klima zu minimieren (weniger PVC-Neuware, mehr Rezyklat). Damit die Renovierungswelle und Chemikalienstrategie ein Erfolg werden, muss die nachhaltigste Lösung für die Entsorgung von Kunststoff-Fenstern unterstützt und gefördert werden.
Kunststoff-Fenster spielen in beiden Fällen eine entscheidende Rolle: Ein Rezyklatanteil von 40 % in neuen Fensterprofilen spart beispielsweise 12 kg CO2-Äquivalent pro Fenstereinheit in der Produktionsphase. Schon heute sind Kunststoff-Fenster zirkuläre Bauprodukte: Sie werden in kontrollierten und geschlossenen Kreisläufen verwertet, die eine vollständige Rückverfolgbarkeit und Wiederverwendung der wertvollen Ressource PVC-U gewährleisten. Alte Fenster dienen als Rohstofflieferant für neue Profile.
Lebenszyklusanalysen haben gezeigt, dass Recycling bei weitem die beste Option für die Entsorgung von Kunstsoff-Fenstern am Ende ihres Lebenszyklus ist. Auch kam heraus, dass der Austausch von Fenstern neben Dämmung und Dacheindeckung die bevorzugte Maßnahme der Wahl für eine energieeffiziente Gebäudesanierung ist. Daher werden in den kommenden Jahren jährlich Millionen von Kunststoff-Fenstern das Ende ihrer Lebensdauer erreichen.
Daraus ergeben sich wichtige Synergien für Fenster zu Kreislaufwirtschaft, Recycling und Energieeffizienz.