
NACHHALTIGKEIT VON PVC FENSTERN
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ein Projekt in Kooperation mit Vinyl Plus
Wertstoff statt Abfall: PVC-Fensterrecycling als Teil der Kreislaufwirtschaft
Kunststofffenster als Ressource
PVC-Fenster sind besonders langlebig – viele bleiben über 50 Jahre im Einsatz. Heute erreichen zahlreiche der seit den 1960er-Jahren verbauten Fenster ihr Lebensende. Damit entsteht die Chance, wertvolle Kunststoffe im Sinne der Kreislaufwirtschaft zurückzugewinnen und erneut einzusetzen.
Fensterprofilhersteller nutzen bereits seit Jahren Rezyklate in neuen Profilen. Die Branche arbeitet konsequent an geschlossenen Materialkreisläufen, der Reduzierung von CO₂-Emissionen und der Entwicklung nachhaltiger Produkte – belegt durch Umweltzertifizierungen, Ökobilanzen und innovative Kooperationen.
Fensterrecycling in Europa
Nachhaltiges Bauen macht Fensterrecycling immer wichtiger. Für PVC-Fenster ist es bereits ein zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft – denn der Werkstoff kann mehrfach ohne Qualitätsverlust recycelt werden.
Ob drei Fenster aus einer Renovierung oder tausend aus einer Sanierung: Sie gehören in den Materialkreislauf, nicht in die Verbrennung. Dafür stehen europaweit Sammelstellen und Recyclingsysteme bereit.
2024 wurden über 396.000 Tonnen PVC-Fensterprofile recycelt, davon 295.000 Tonnen direkt für neue Profile genutzt (Quelle: VinylPlus 2024).
Deutschland: Koordination über Rewindo
eit 2002 organisiert die Brancheninitiative Rewindo die Sammlung und Wiederverwertung von PVC-Fenstern, -Türen und -Rollläden in Deutschland. Getragen von führenden Profilherstellern und VinylPlus übernimmt Rewindo neben Logistik auch Kommunikation, Qualitätssicherung und politische Interessenvertretung.
Rund 90 % des deutschen PVC-Profilmarktes sind im Netzwerk vertreten. Dazu gehören:
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ein bundesweites Abholsystem
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über 1.300 Entsorgungsunternehmen
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16 Recyclingpartner (davon 4 im Ausland)
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rund 100 Sammelstellen, auch für Kleinstmengen
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700 Wohnungsunternehmen und 650 Rückbaufirmen
So können Altfenster flexibel und unabhängig vom Projektvolumen erfasst werden.
2024 wurden über 130.000 Tonnen PVC recycelt – davon rund 44.000 Tonnen aus alten Fenstern und 87.000 Tonnen aus Produktionsabfällen.
Praxisbeispiel: Bei einer Sanierung in Offenburg tauschte die GEMIBAU eG 360 alte PVC-Fenster gegen moderne Kunststofffenster mit Sonnenschutz. Die Hilzinger GmbH, Rewindo Premium Partner, sammelte die Altfenster und leitete sie ins Rewindo-System ein. Bei der VEKA Umwelttechnik wurden sie zu hochwertigem Rezyklat verarbeitet – ein Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft.
Technische und wirtschaftliche Aspekte
Beim Recycling werden PVC-Fraktionen aufbereitet und zu neuen Fensterprofilen verarbeitet – oft mit innovativen Mehrkammerprofilen und Rezyklatkern, die Ökologie und Funktionalität verbinden.
Die Kosten für Sammlung und Entsorgung trägt in der Regel der Abfallbesitzer. Recyclingunternehmen bieten dafür transparente Angebote, die Demontage, Transport und Verwertung abdecken. Teilweise ist sogar eine Vergütung für angelieferte Fenster möglich – ein zusätzlicher Anreiz für den Fensterbauer.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und europäische Dynamik
Die EU setzt mit der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) auf eine Rücknahmeverpflichtung über den gesamten Produktlebenszyklus. Während Frankreich bereits ein verpflichtendes System eingeführt hat, setzt Deutschland noch auf freiwillige Initiativen der Industrie – mit hoher politischer Anerkennung.
Laut deutschem Kreislaufwirtschaftsgesetz ist die Deponierung von PVC verboten, die Verbrennung jedoch zulässig. Künftig könnten CO₂-Abgaben auf die thermische Verwertung Recycling noch attraktiver machen.
Ökologische Relevanz

Die ökologische Bedeutung des PVC-Recyclings ist mehrfach auch durch die Berechnung von Treibhausgasemissionen belegt.
Für die Darstellung des CO2-Fußabdrucks eines Fensterelementes zählen nicht nur Rohstoffeinsatz und Herstellung, wie es ein kürzlich vom Bundesverband ProHolzfenster e.V. veröffentlichtes Fact Sheet vorsieht, sondern auch die normengerechte Lebenszyklusanalyse und die Entsorgungsphase am Lebensende. PVC punktet hier durch geringes Abfallaufkommen und die Möglichkeit zur Wiederverwendung in neuen Profilen, was den CO₂-Fußabdruck deutlich reduziert. Auch die Nutzungsphase mit Wärmeverlusten, Klimatisierung sowie Reparatur und Wartung fließt in die Lebenszyklusanalyse ein.
Jedes Kilogramm eingesetztes Rezyklat spart rund 2 Kilogramm CO₂ im Vergleich zu Neuware. Recycling reduziert den Verbrauch von Primärrohstoffen, erhöht die Rohstoffsicherheit in Deutschland und der EU, spart Deponievolumen und stärkt die Resilienz der Industrie gegenüber globalen Engpässen.
© GKFP e.V.
Ein bewährtes System mit Entwicklungspotenzial
Rewindo ist ein etabliertes System, das alle Akteure der Bau- und Sanierungsbranche – von Herstellern bis zu Entsorgern – einbindet. Ziel ist ein geschlossener Materialkreislauf bei technischer Machbarkeit, ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Effizienz.
Vorteile für Fensterbetriebe:
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Einfache Entsorgung: Altfenster über Containerdienste, mobile Abholung oder Sammelstellen abgeben.
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Kostentransparenz: Maßgeschneiderte Angebote, teils mit Rückvergütung.
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Sichtbares Engagement: Zeigt umweltbewusstes Handeln gegenüber Kunden.
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Zukunftssicherheit: Auf kommende Recyclingvorgaben vorbereitet.
Mit steigender Rückbaurate alter Fenster wird das Recyceln noch wichtiger – Rewindo zeigt, wie ein funktionierendes System in der Praxis umgesetzt wird.
Europäische Praxisbeispiele: PVC-Fensterrecycling in der Umsetzung
In vielen europäischen Ländern wurden Sammel- und Recyclingsysteme eingerichtet, um wertvolle PVC-Rohstoffe aus dem Rückbau alter Fenster zurückzugewinnen. Diese Systeme tragen zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bei. Im Folgenden wird ein Überblick über exemplarische Initiativen in verschiedenen Ländern gegeben.
Deutschland: Rewindo als Branchenlösung
Rewindo koordiniert seit 2002 bundesweit das Recycling alter PVC-Fenster. Das Netzwerk umfasst mehr als 1.300 Entsorgungsunternehmen und über 100 Sammelstellen. 2024 wurden rund 131.000 Tonnen PVC recycelt, davon knapp 44.000 Tonnen Post-Consumer-Material. Die Initiative wird von führenden Profilherstellern getragen und gilt als Referenzmodell für die Branche.
RE:CORE - Kreisläufe schließen – Mehrwerte schaffen
Schüco engagiert sich seit über 20 Jahren in der Rewindo-Initiative. 2022 gründete das Unternehmen mit REMONDIS das Joint Venture RE:CORE zur Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs. RE:CORE bietet einen verlässlichen Recyclingservice für Partnerbetriebe. Die Verbindung aus Marktwissen und Entsorgungs-Know-how schafft eine tragfähige Infrastruktur.
VEKA: Pionierarbeit seit 1993
Die VEKA Umwelttechnik GmbH betreibt die größte PVC-Fensterrecyclinganlage Europas. Bereits seit 1993 werden dort Fenster, Türen und Rollläden vollständig recycelt. Neben dem Standort in Deutschland ist VEKA mit Anlagen in Frankreich und Großbritannien aktiv. Die erzeugten Regranulate zeichnen sich durch hohe Reinheit und Wiederverwertbarkeit aus und kommen in der Profilproduktion der VEKA AG und der Unternehmenstochter GEALAN Fenster-Systeme GmbH zum Einsatz.
profine: Geschlossener Kreislauf mit europäischer Dimension
profine führt ein eigenes Rücknahmesystem in mehreren Ländern und hat 2024 gruppenweit über 36.000 Tonnen Recyclingmaterial verarbeitet. Am Standort Pirmasens wurde Anfang vergangenen Jahres eine moderne Recyclinganlage in Betrieb genommen. Als Mitglied des Rewindo-Partnernetzwerks verstärkt profine damit sein Engagement für den geschlossenen Materialkreislauf.
Rehau Window Solutions und Dekura GmbH übernehmen Verantwortung für gelebte Kreislaufwirtschaft
Dekura recycelt seit über 30 Jahren PVC-Fenster und Produktionsreste. Das europaweite Sammelsystem bietet Container von 1,1 bis 40 Kubikmeter. Im Werk Höxter entsteht daraus hochwertiges Regranulat, das bis zu 90 Prozent CO₂ im Vergleich zu Primär-PVC einspart. Als REHAU-Tochter ist Dekura Teil einer langfristigen Recyclingstrategie.
Die aluplast GmbH bündelt ihre Recyclingaktivitäten in der ap-cycle
apcycle fördert den nachhaltigen Umgang mit ausgebauten PVC-Fenstern, Rollläden und Türen. Die Initiative bindet alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette ein. aluplast betreibt das System proaktiv und erhöht stetig den Rezyklateinsatz. Die wachsenden Mengen an Sekundärmaterial zeigen den Erfolg des Konzepts.
Salamander: Powerhaus für nachhaltige Fensterlösungen mit Designanspruch
Salamander setzt seit vielen Jahren auf Recycling und ist Gründungsmitglied von Rewindo. 2024 wurden 22.000 Tonnen Recyclingmaterial verarbeitet, mit durchschnittlich 21 Prozent Rezyklatanteil in den Profilen. Dieser soll auf über 30 Prozent steigen. Das preisgekrönte Greta® Fenster loop vereint Recycling, CO₂-Ersparnis und Design in einem Produkt.
VKG (Niederlande): Branchenlösung mit klaren Standards
Das VKG-Recyclingsystem besteht seit 1994 und basiert auf der Rückgabe alter Elemente durch Fensterhersteller. Die Materialien werden sortenrein getrennt und hochwertig recycelt. Ziel ist ein geschlossener Kreislauf mit über 95 % Wiederverwertungsquote. Die Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen ist vertraglich geregelt.
OKNOREC (Polen): Aufbau eines nationalen Rücknahmesystems
EPPA Polska initiierte 2023 das freiwillige System OKNOREC. Es vereint Hersteller, Recycler und Entsorgungsunternehmen unter einem gemeinsamen Recyclingkonzept. Die Sammlung erfolgt über Installateure und kommunale Sammelstellen. Ziel ist der Aufbau eines funktionierenden Kreislaufs für PVC-Fenster in Polen.
RECOBUD (Polen): Kooperation von Industrieunternehmen
RECOBUD ist ein branchengetragenes Modellprojekt zur stofflichen Verwertung alter Fenster. Beteiligt sind unter anderem Metal-Plast, Saint-Gobain und PreZero. Neben PVC werden auch Glasbestandteile recycelt. Das Projekt erfüllt Umweltvorgaben und unterstützt Unternehmen beim Erreichen von ESG-Zielen.
Frankreich: EPR-Regelung und flächendeckende Rücknahmestruktur
Mit der Loi AGEC wurde in Frankreich ein EPR-System für Bauprodukte eingeführt. Hersteller entrichten einen Öko-Beitrag, Recycling und Sammlung erfolgen über akkreditierte Organisationen. Die maximale Entfernung zu Sammelstellen ist gesetzlich geregelt. Unterstützt wird das System durch Verbände wie UFME sowie Unternehmen wie VEKA Recyclage.
Kunststofffenster Recycling in Italien: Erste Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft
Das Recycling von PVC-Fenstern in Italien steht noch relativ am Anfang. 2024 wurden 64.000 Tonnen Hart-PVC recycelt. Alte Fenster landen oft im Bauschutt, was sortenreines Recycling erschwert. Allerdings verfolgt und zertifiziert Recovinyl seit 2006 das PVC-Recycling im ganzen Land. Mit dem WREP-Pilotprojekt und zunehmendem politischem Druck wächst das Potenzial für strukturierte Sammel- und Recyclingsysteme.
Deceuninck: Zertifiziertes Recycling europaweit
Deceuninck betreibt in Belgien eine der größten PVC-Recyclinganlagen Europas. Die RecyClass-Zertifizierung stellt Prozesssicherheit und Materialqualität sicher. Über das sogenannte Go-Bag-System können Fensterelemente direkt auf Baustellen gesammelt werden, was eine einfache Rückgabe ermöglicht. Das System ergänzt die Deceuninck-Recyclingstruktur und bietet praktische Lösungen für dezentrale Rücknahmeprozesse.
Fazit: Strukturen für mehr Kreislauf schaffen – dafür brauchen wir alte Fenster
Die beschriebenen Initiativen zeigen die Vielfalt funktionierender Sammel- und Recyclingsysteme in Europa. Sie unterscheiden sich im Detail, folgen aber einem gemeinsamen Ziel: PVC aus alten Fenstern im Kreislauf zu halten und hochwertige Rezyklate zu erzeugen. Damit tragen sie zu Ressourcenschonung, CO₂-Reduktion und mehr Materialautonomie in der Bauwirtschaft bei. Folglich lautet der Appell Kunststofffensterindustrie „alte Fenster sammeln, denn Abfall ist ein neuer Rohstoff“.